
Die Geschichte des Handtuchs
Umso selbstverständlicher ein Alltagsgegenstand, desto weniger Gedanken macht man sich um dessen Entstehung oder Urspung, stimmt’s?!
Mir zumindest geht es so. Heute soll das mal nicht so sein. Deshalb möchte ich Euch mitnehmen auf eine kleine Entdeckungsreise. Lass‘ uns den Spuren des Handtuchs folgen, weil, was wäre eine Dusche ohne das anschließende Einkuscheln in ein super-softes Handtuch?! ;-)
Das Abtrocknen an sich ist keine Idee der Neuzeit. Bereits die Menschen in der Antike verwendeten Tücher aus verschiedenen Textilien, um sich abzutrocknen. Im Mittelalter gab es dafür hauptsächlich Leinentücher, die damals noch sehr kratzig und – ungewollt – mit einem starken „Peeling-Effekt“ versehen waren.
Handtücher aus sog. „Frottier“, die heute bei uns am häufigsten zum Einsatz kommen, kannte man damals noch nicht.
„Frottier“ ist ein Schlingengewebe, das in einem komplexen Verfahren aus mehreren Kettenfadensystemen hergestellt wird. Die Schlingen ergeben ein größeres Volumen des Stoffes. Eine sehr hohe Saugfähigkeit und ein angenehmer Griff sind die gewünschten Ergebnisse dieser Technik.
Die ursprünglich französischen Begriffe „Frottier“ bzw. „frottieren“ bedeuten so viel, wie „(ab)reiben“, „rubbeln“ und sollen sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum ausgebreitet haben.
Im Gegensatz zum genauen Ursprung, ist die Herstellung von Frottier in Europa relativ bekannt und gut erforscht. Es wird vermutet, dass das Verfahren zur Gewinnung des Schlingengewebes im Vorderen Orient bzw. der Türkei entwickelt wurde. Dort soll es der Engländer Henry Christ entdeckt haben, der sich um 1850 am Hof des Sultans von Konstantinopel aufhielt.
Dem smarten Engländer, Spezialist im Sammeln textiler Handarbeiten, war schnell klar, dass der weiche Stoff auf dem heimischen Markt gefragt sein würde. Ohne zu zögern, schickte er seinem Bruder, der in den Fairfield-Werken im britischen Droylsden arbeitete, ein handgefertigtes Tuch. Dumm nur, dass Fairfield sich nicht für das Gewebe interessierte. Anders die Hillgate-Werke, die das Potenzial des Stoffes sofort erkannten.
Die Verbreitung des Handtuchs

Königin Victoria als Handtuch-Liebhaberin
Die Brüder Christy, nicht nur „Erfinder“, sondern auch clevere Geschäftsmänner, zielten auf schnelle Erfolge und so erhielt auch niemand Geringeres als Königin Victoria die ersten Handtücher als Präsent, was sich als kluger Schachzug entpuppen sollte.
Höchst angetan vom flauschigen Textil, ließ die Königin die royale Wäschekammer gleich sechs Dutzend Handtücher bestellen.
Die Begeisterung der Königin über ihre neue Errungenschaft machte schnell die Runde. Vor allem der erlauchte Kreis um den englischen Adel und das gehobene Bürgertum wollte daraufhin ebenfalls in den Genuss der neuen Handtücher kommen. Der Grundstein für die Erfolgsgeschichte „Christy“ war gelegt. Auch heute noch ist das Unternehmen Englands führender Lieferant für hochwertige Frottierwaren.
Die verschiedenen Arten von Frottierhandtüchern
- Walk-Frottier ist sehr weich, flauschig und hat eine hohe Saugfähigkeit. Handtücher aus Walk-Frottier werden aus ringgesponnenen Einfachgarnen hergestellt. Lockere Schlingen aus weichen Garnen bewirken eine hohe Fülle.
- Zwirn-Frottier wird aus gedrehtem (gezwirnten) 2-fach Garn hergestellt.
- Velours-Frottier wird wie Walk-Frottier gewebt und nach dem Weben durch Schermaschinen geschickt, die die Schlingen aufschneiden. Dadurch entsteht eine flauschige, samtige Oberfläche, deren Farbe besonders schön leuchten.
Eine schöne Auswahl an Handtüchern in den verschiedenen Materialen findet Ihr im Shop.
„Tag des Handtuchs“ – ein ganz besonderer Feiertag
Das Handtuch hat aber nicht nur einen sozio-kulturellen Hintergrund. Auch in der Literatur findet das Handtuch besondere Erwähnung. In seiner fünfteiligen Saga „Per Anhalter durch die Galaxis“ – mittlerweile mit Kultstatus – macht der Autor Douglas Adams das Handtuch zum lebensrettenden Begleiter auf intergalaktischen Reisen. Zu Ehren und im Gedenken an den britischen Science-Fiction-Schriftsteller, findet seit seinem Tod im Jahr 2001 der sogenannte „Towel Day,“ der Handtuchtag, statt. Seine Fans tragen an diesem Tag ein Handtuch mit sich herum oder wickeln es sich als Turban um den Kopf.

Douglas Adams – Per Anhalter durch die Galaxis